* 9. Mai 1939 in Trier; ✝︎ 7. Januar 2014 in Gleisweiler

1953-56 Zimmermannslehre
1957-61 Zimmermann und Bauzeichner
1961-67 Studium der Bildhauerei an der Karlsruhe Akademie der Bildenden Künste bei Hans Kindermann
1965-67 Meisterschüler
ab 1967 als freier Bildhauer tätig
1973 Gastlehrauftrag an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
1974-2004 Professor an der Staatl. Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
ab 1977 zahlreiche Reisen nach Italien, Ägypten und Mexiko
1983 Forschungssemester in Florenz
ab 1988 Atelier in Gleisweiler
ab 1965 Mitglied im Künstlerbund Baden-Württemberg
ab 1982 Mitglied im Deutschen Werkbund
1994 Gründung der Künstlergruppe ATARAXIA mit Ingrid Dahn und Max Schmitz
2014 am 7. Januar in Gleisweiler gestorben

Einzelausstellungen (Auswahl)

1963 Galerie Acht, Karlsruhe
1980 Hochschule der Bildenden Künste, Münster
1984 Galerie der Stadt Kornwestheim
1985 Galerie Kröger Kirchheim/Teck
1986 Galerie Tullagasse, Breisach
1990 Kunstverein Ludwigshafen
1990 Galerie 86, Trier
1993 Forum Herrentierbach, Blaufelden
1994 Zehnthaus Jockgrim
1994 Plastik auf dem Platz, Saas-Fee (Schweiz)
1997 Galerie OB ART, Karlsruhe, „Ataraxia“
1998 Kunstverein Germersheim „Ataraxia“
2000 Städt. Galerie Villa Streccius, Landau
2002 Europäische Kunsthalle, Trier
2003 Stiftung Simonshof, Gleisweiler, „Architektur – Skulptur“
2003 Zehnthof Gleisweiler, „Skulptur in Bronze“
2005 Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
2005 Kunstverein Sulzfeld, ATARAXIA, Skulpturen und Zeichnungen
2006 Raumfabrik, Karlsruhe-Durlach, „Paarweise-Zweigeteilt“
2009 Landesvertretung Rheinland-Pfalz, Berlin, „Skulptur ist Körper“
2009 Stiftung Simonshof Gleisweiler, Köpfe
2011 Galerie Manifestamaastricht. Maastricht, Niederlande, Skulpturen und Zeichnungen
2014 Stiftung Simonshof Gleisweiler, Gedächnisausstellung
2017 Retrospektive, Städtische Galerie Landau/Pfalz

Gruppenausstellungen (Auswahl)

1965 „Deutscher Kunstpreis der Jugend“, Stuttgart, Bochum
1968 „Deutscher Kunstpreis der Jugend“, Stuttgart, Bochum
1980 „Kunst im Freien“, Kirchheim/Teck
1984 „Plastik der 60er und 70er Jahre im Südwesten“, Esslingen
1985 „Eisenweg“, Stahlplastik in Baden-Württemberg, Göppingen
1985 Biennale di Venezia, Projetto Ponte Accademia
1985 2. Nationale der Zeichnung, Augsburg
1986 Universität Uganda, Projetto Ponte Accademia
1986 “10 Jahre Galerie Kröger”, Kirchheim/Teck
1986 Metallsymposium Gaggenau, Großes Tor
1987 Internationale Metallbildhauer, Tokio und Nagano, Japan
1988 Deutsche und japanische Bildhauer der Gegenwart, Cismar
1989 Bildhauer der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe im Bildhauergarten
1991 Nationale der Zeichnung, Augsburg
1993 „SkulpTour durch Hohenlohe“, Schlosspark Öhringen
1994 Galerie Akzente, Karlsruhe
2004 Städtische Galerie Karlsruhe, 40 Jahre Professoren der Akademie Karlsruhe 1947-1987
2005 50 Jahre Künstlerbund, A-Z
2006 „vier im Kreis“, Künstlerbund Landkreis Rottweil
2007 „Kunst bewegt“, Künstlerbund Neckarsulm
2007 „Köpfe am Korber Kopf“, Skulpturenweg Korb
2008 Nürtingen, ATARAXIA
2008 „Kunst – Schau – Plätze“, Stadtraum Wangen
2014 Pfalzpreis für bildende Kunst (Plastik) 2014, Museum Pfalzgalerie, Kaiserslautern
2014 „Kopfkunst – Kunstkopf“ Landau/Pfalz
2014 Stahlplastik in Deutschland – gestern und heute, Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen
2014 Kunstweg am Reichenbach

Joachim Heusinger von Waldegg schrieb 1990:


David D. Lauer, Modell für Monumente


Das Werk des Bildhauers David D. Lauer bewegt sich weit über drei Jahrzehnte um eine bestimmte Vorstellung von Figur.

Als wesentliches formales Kriterium kann das bewegte Körpervolumen sowie die anonyme, zugleich wandlungsfähige Form bezeichnet werden. Anstelle von Abbildlichkeit der Figur tritt ihre Transformation in plastische Vorgänge, repräsentiert durch das Zusammenspiel aus Linie, Fläche und Volumen. Der Verzicht auf Gliedmaßen unterstreicht den konstruktiven Formenaufbau. Intensität der Formbewegung entäußert sich nicht in der Gebärde, sondern ist nach innen gerichtet. Anfänglich konstituiert sich das figürliche Thema aus glatt geschliffenen Teilformen, die der Bildhauer konzentrisch anordnet. Ihre schwellend körperhafte Erscheinung assoziiert der Betrachter mit Grenzbereichen zwischen Landschaft und Figur. „Gompf“, der Titel einer Werkgruppe, umschreibt lautmalerisch die kompakte Erscheinungsform der Arbeiten, ein Agglomerat wuchernder Formen. Die Organisation ineinanderfließender, gerundeter Formelemente erschwert ihre Lesbarkeit.

(…)

Allmählich gliedert sich der Formbestand durch Einschnitte und Zäsuren. Es entstehen Achsen und räumlich akzentuierte Bezüge zwischen den Elementen, welche das figürliche Sujet, zuvor wie unter einer Verpuppung verborgen, durchscheinen lassen. Axiale Ausrichtungen, Verdoppelung der Formgestalt, symmetrische Korrespondenzen: solche Gestaltungsfaktoren bezeichnen sowohl Kompositionsmerkmale wie ihre Auswirkung auf die plastische Wirksamkeit der Figur.

Der Ausdruck der plastischen Form beginnt vom Organischen ins mechanische zu mutieren: Gelenke werden zu Scharnieren, der Kopf zum Helm. Dass solche Mehrdeutigkeit der Form möglich ist, zeigt an, wie sehr die formalen Gestaltungsmittel, wenn auch nur andeutungsweise, auf inhaltliche Aspekte der Form verweisen.

In der Durchdringung der organischen Form durch konstruktive Eingriffe deutet sich die Entwicklung zur mehrdeutigen figürlichen Chiffre an. Es ließe sich von einer Entwicklung sprechen, die von der lockeren Ansammlung organischer Formen zur konstruierten Kunstfigur führt. Deren Pathosgehalt erschließt sich aus der Perfektion der Formbildung wie der präzis kalkulierten Volumenspannung. Diese wiederum ist eingebunden in ein architektonisch wirksames Bauprinzip. Ohne durch Anekdote oder Handlung in ihrer plastischen Aussage abgeschwächt zu werden, ist die Kombination der Körperformen auf eine streng vereinfachte Gesamtwirkung konzentriert.

(…)

Ungeachtet der objektähnlichen Darbietung figürlicher Formen kann man sich der Ausstrahlung dieser Plastiken nicht entziehen. Dabei schließt ihre nüchterne Materialwirkung jeden romantischen Beiklang aus. Ihr Wesen ist monumental, das heißt überzeitlich entrückt. Das lässt sich an Lauers Plastiken in kleiner Dimension überprüfen. Ihnen eignet keineswegs das Unfertige, bloß Angedeutete. Sie sind nicht Kleinplastiken im Sinne eines skizzenhaften Fragments, sondern Entwürfe für Monumente, daher ihre „innere Monumentalität“, unbeschadet der geringen äußeren Maße. In ihnen mag sich die Sublimation persönlich empfundener Ängste durch eine allgemeingültige Rahmenform aussprechen.

(…)

Anhand von zwei Monumentalskulpturen, die der Bildhauer für den öffentlichen Raum ausführte, lässt sich das überprüfen. Knüpft die „Denkmalskulptur für den Rangierbahnhof“ von 1988 in Karlsruhe hinsichtlich der beiden identischen, nach oben auseinanderstrebenden Formelemente einerseits an die gegenständliche Darstellung perspektivisch verkürzter Gleise an, enthält die Verschränkung gegenläufig gleichförmiger Flächen in Frontal- bzw. Profilansicht zugleich die Erinnerung an Lauers figürliche Paare. Auch das „Große Tor“ von 1986 in Gaggenau verbindet die Qualität eines plastischen Zeichens aus geometrischen Formen mit figürlichen Assoziationen, bezogen auf den dreiteiligen Aufbau.

(…)

Für den Zufall gibt es da keinen Spielraum.